Die Göttin
Verboten begehrenswert: Die Wahrheit über meine Anziehung zu vergebenen Männern

Was passiert, wenn sich die Seele nach etwas sehnt, das offiziell nicht verfügbar ist?

Ich habe ihn über eine App kennengelernt. Seine emotionale Intelligenz, seine Reife, seine Sicht auf die Welt – all das hat mich vom ersten Moment an fasziniert. Es dauerte nicht lange, bis wir feststellten: Wir haben beide Kinder, leben getrennt vom anderen Elternteil. Ich war damals nur auf der Suche nach „Spaß“. Er auch. Und so war es für mich völlig irrelevant, dass er eine Freundin hatte.
Moralisch verwerflich? Vermutlich.
Damals aber war meine Haltung klar: It’s not my Business.
Dann war da ein weiterer Mann. Ein Zufall brachte uns zusammen. Ich wusste von Anfang an, dass er verheiratet ist, dass er eine kleine Tochter hat. Und wieder: It’s not my Business. Was mich vielmehr interessierte, war die Erkenntnis, wie viel Unehrlichkeit in vielen Beziehungen tatsächlich existiert. Ein gruseliger Gedanke – und der Beweis dafür, dass der äußere Schein eben genau das ist: ein Schein.
Spannend war der Unterschied zwischen den beiden Männern: Mann 1 hatte keinerlei Probleme mit der Untreue.
Mann 2 dagegen haderte. Er redete sich ein, dass es kein Fremdgehen sei – solange er angezogen bleibt.
Verrückt, was wir uns selbst erzählen, um das zu rechtfertigen, was wir tun. Wie dehnbar, wie undefinierbar dieses ganze Thema „Fremdgehen“ eigentlich ist.
Mann drei. Oder vier. Oder fünf … In fast allen Fällen war da diese tiefe, unerklärliche Anziehung – lange bevor ich erfuhr, dass sie in einer Beziehung leben. Manche nicht monogam, andere sehr wohl.
Dann kam der letzte Mann. Mit ihm war alles anders – oder schien es zumindest. Unfassbar tiefgründige Gespräche. Eine Verbindung, die sich keiner Logik beugte. Eine Anziehung, die jenseits von Worten existierte. Bis zu dem Moment, in dem eine Freundin beiläufig meinte: „Ja, und seine Freundin ist so lieb.“ Ich verschluckte mich fast an meinem Kaffee. Freundin? What?! Wieder ein Mann, der vergeben war. Das war der Moment, in dem etwas in mir zu arbeiten begann.
Warum?
Warum waren diese Männer immer vergeben? Ja, sie hatten alle ein gewisses Alter erreicht, waren reifer, gesetzter – aber warum zog es mich
ausschließlich zu Männern, die emotional oder offiziell nicht verfügbar waren? Wenn ich es von Anfang an gewusst hätte, hätte ich mir vielleicht einreden können, dass ich sie bewusst auswähle. Aus Angst vor echter Verbindung. Weil „vergeben“ auch immer „unerreichbar“ bedeutet – und damit Schutz.
Aber ich wusste es in den meisten Fällen eben nicht vorher. Also: Warum diese unbewusste Anziehung? Diese Frage hat mir Nächte lang den Schlaf geraubt. Vor gar nicht allzu langer Zeit stellte ich genau diese Frage Mister X, ein Mann, bei dem ich spürte: Er versteht mich. Mich und meine Seele. Seine Antwort hat mich überrascht – und gleichzeitig war sie ein Schlüssel.
Mister X sagte:
„Du, das kann ich dir ganz einfach erklären. Männer in Beziehungen strahlen eine völlig andere Energie aus als Single-Männer. Sie nehmen eine Haltung ein, die Sicherheit vermittelt. Und vor allem: Verantwortung. Du nimmst das wahr. Sie verkörpern genau das, was deine Seele braucht und sich wünscht.“
Und genau das war es. Ich bin so feinfühlig, was Energien betrifft, dass ich selbst die kleinste Nuance wahrnehme. Und meine Seele? Sie fühlt sich auf dieser Frequenz wie zu Hause. Nun hatte ich eine Erklärung. Aber keine Lösung. Denn egal, wie intensiv die Verbindung, wie ehrlich das Gefühl – ich wäre immer nur die beste Option. Aber niemals Priorität. Und noch etwas hatte sich verändert: Meine Einstellung.
Klar, es ist immer noch sein Business. Aber ich will ihr gegenüber fair bleiben. Sie hat es nicht verdient. Ich habe mich geschämt – für meine frühere Egozentrik, meine Gleichgültigkeit.
Heute finde ich es einfach nur erschütternd, wie viel in Beziehungen falsch läuft. Wie viel gelogen, betrogen und versteckt wird. Ich habe mich oft gefragt, wie man unter diesen Voraussetzungen überhaupt weiter in einer Beziehung bleiben kann. Wie kann man freiwillig bleiben, wenn das Fundament aus Lügen besteht – und aus dem Nicht-Erkennen des anderen? Wahrscheinlich aus demselben Grund wie immer: Angst. Angst vor allem, was danach kommt. Und das ist verdammt traurig.
Ich habe für mich entschieden: Ich will keine Option mehr sein. Und ich will nicht mehr Teil eines Systems sein, das anderen Frauen wehtut.
Nicht mit meiner Energie.
Nicht mit meiner Mithilfe.
Nicht mehr mit mir.

Wer hier schreibt?
Ich – Ronja Amelie.
Mama, Mentorin, Freigeist. Ich schreibe hier ehrlich, direkt und mitten aus dem Leben. Über das Frau-Sein, das Mutter-Sein, das Ich-Sein – und über all die verrückten, wundervollen und manchmal schmerzhaften Zwischenräume dazwischen.
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