Die Göttin

Wenn Gefühle plötzlich da sind

16. Oktober 2025

Warum es okay ist, wenn Emotionen uns überrollen und welches Geschenk sie in sich tragen.

Blöde Zufälle haben meinen Plan umgehauen. Ich stehe in der Küche und versuche irgendwie, das entstandene Chaos zu bändigen. Umplanen. Neu organisieren. Hilfe ist nicht verfügbar. Es kam ein: „Nein, klappt nicht.“


Ich hatte den ganzen Tag gute Laune, war voller Energie und dieser eine Satz hat alles gekillt. Meine Stimmung ist per ICE in den Keller gerauscht. Jegliche Positivität hat sich verabschiedet und die reine Enttäuschung – dieses innere „Wieso?“ – hat sich sofort breit gemacht. Ich konnte mich in diesem Moment selbst nicht leiden. Ich saß völlig emotionslos auf dem Sofa und starrte ins Leere. Meine Gedanken sind Achterbahn gefahren. Eine Mischung aus Wut, Verletzung und Enttäuschung kam in mir hoch. Ich habe mich total dagegen gewehrt, weil ich all das nicht fühlen wollte. Dieser eine Satz hat mir emotional komplett die Klamotten vom Leib gerissen.


Ja – „think positive“. Aber mal ehrlich: diese sogenannten negativen Emotionen sind nicht böse. Sie ziehen dich nicht in die Hölle und wir sollten sie nicht mit aller Kraft unterdrücken. Sie zeigen uns so viel. Sie lehren uns so viel über uns selbst – über offene Wunden, Sehnsüchte, Wünsche, über Menschen, die nicht mehr in unser Leben passen, und über Situationen, die wir endlich ändern dürfen.


Toxische Positivität – dieses ständige „Bleib positiv, alles ist gut“ – hat nichts mit einem gesunden Mindset zu tun. Es ist Verdrängung. Ein Versuch, die vermeintlich schlechten Gefühle zu übermalen. Aber genau diese Emotionen sind ein Geschenk. Für unser Leben. Für unseren Weg. Wenn wir bereit sind, das Leben zu leben, das wir wirklich wollen. Wenn du ein Leben führst, das abseits deines Herzens stattfindet, werden diese Emotionen zur Hölle. Wenn du dich aber traust, hinzusehen – werden sie dein Wegweiser.


Ich habe mich lange gegen diese Gefühle gewehrt. Ich hatte Angst. Angst vor diesen großen Emotionen. Angst, dass sie mich unter sich begraben, dass ich sie nicht halten kann und falle. Und dann kam der Moment, in dem ich sie nicht mehr halten konnte. Sie haben mich überrollt – mit voller Wucht, völlig unvorbereitet. Und ich hatte die Wahl: Fallen oder fliegen. Ich habe nicht aufgegeben. Ich wollte nicht aufgeben. Also habe ich zugehört. Zugehört und erkannt, was sie mir sagen wollten. Und genau das war der Moment, in dem ich verstanden habe: Diese Emotionen wollen mir nichts Schlechtes. Sie wollen mich führen. Sie zeigen mir, wo ich genauer hinsehen darf. Wo etwas in meinem Leben nicht mehr passt. Wo ich etwas verändern darf.


Also frage dich: Was wählst du? Weglaufen und dich selbst verlieren? Oder stehen bleiben, hinsehen, fühlen – und endlich ehrlich werden?

Denn das ist die Wahrheit: Du kannst deine Gefühle nicht kontrollieren. Du kannst sie nur ignorieren – bis sie dich irgendwann zwingen, hinzusehen.

Und ja, es wird weh tun.


Aber weißt du was? Nicht annähernd so sehr, wie das Leben, das du führen müsstest, nur um anderen weiter zu gefallen.

Wer hier schreibt?

Ich – Ronja Amelie.

Mama, Mentorin, Freigeist. Ich schreibe hier ehrlich, direkt und mitten aus dem Leben. Über das Frau-Sein, das Mutter-Sein, das Ich-Sein – und über all die verrückten, wundervollen und manchmal schmerzhaften Zwischenräume dazwischen.

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