Die Göttin

Verliebt? Vielleicht. Verwirrt? Ganz sicher.

16. Mai 2025

Warum Liebe sich oft anders anfühlt als gedacht – und warum das völlig okay ist.

Bis zur meiner Trennung von meinem (Ex)Mann war ich fest davon überzeugt gewesen noch nie verliebt gewesen zu sein. Auch nach der Trennung habe ich das Wort „Liebe“ immer und immer wieder hinterfragt. Wenn man mich gefragt hat „warst du schonmal verliebt?“, habe ich das immer verneint. Ich meinte daraufhin immer nur „es war sofort Liebe. Tiefe Verbundenheit. Einfach der Richtige“. Bis zu meinem Eheaus hat das für mich absolut Sinn ergeben. Es war für mich nur logisch, dass es bei ihm und mir sofort die wahrhaftige Liebe sein musste. 


Tja und jetzt? Ehe vorbei. Und damit ja auch meine angeblich „wahrhaftige Liebe“ von der ich immer geglaubt hatte, dass es diese nur einmal gibt. Ich stand also wieder bei Null. Liebe - tja, was ist das jetzt? Was ist verliebt sein? Was ist echte Liebe? Diese ganzen Bezeichnungen: Crush, verliebt sein, verknallt sein, verschossen sein, lieben, … für mich persönlich ein großes Fragezeichen und etwas, das mir tatsächlich Bauchschmerzen bereitet, weil ich das Gefühl habe, mir selbst dahingehend nicht mehr vertrauen zu können. Meine Erfahrungen nach der Trennung haben mich auch dahingehend nur noch mehr verwirrt. So schnell wie da ein kleines flattern war, so leicht waren diese Gefühle auch wieder verschwunden, wenn die jeweiligen Kapitel mit den Männern wieder vorbei waren. Und ich noch mehr verwirrt. 


Was haben wir eigentlich als Maßstab? Nehmen wir mal Bücher und Filme. Da gibt es sie immer. Diese eine echte tiefe Liebe. „Den Richtigen“. Kenne wir alle. Und ich habe das Gefühl, dass hat sich so in uns eingebrannt. Finde „den Einen“. Ich hatte dahingehend mal eine Theorie die für mich eigentlich ziemlich viel Sinn ergibt. 


  • es gibt kein „für immer“ 

Das „bis ans Ende unserer Tage“ bla bla bla … eigentlich ein Versprechen, dass man niemals geben kann. Denn woher weiß man denn, dass sich beide Menschen gleichschnell entwickeln. Ich denke ein „für immer“ oder die Beziehungen oder Ehen, die seit Jahrzehnte bestehen, funktionieren nur, weil sich beide 


A:  entweder gar nicht weiterentwickeln und an dem Punkt stehen bleiben wo sie sich kennen gelernt haben 


Oder B: sich beide genau gleichschnell entwickeln und sich somit auch die Beziehung ständig weiterentwickeln kann. 


Ich denke Fall A (beide bleiben einfach stehen) ist der häufigste Grund dafür, dass das „für immer“ immer noch existiert. Blöd nur, dass das keiner hinterfragt. Es heißt immer nur „ach wie schön, da haben sich die beiden richtigen gefunden“. Dabei ist Stillstand dein eigener Tod.


  • jede Liebe ist anders und nicht vergleichbar 

Wie oft erwischst du dich dabei, dass du die Männer die du kennen lernst, das was du dabei fühlst oder denkst mit vergangenen Beziehungen vergleichst? Dass du nach deinem typischen „ja so verhalte ich mich wenn ich verliebt bin“ suchst. Das typische Schubladen denken. Das Labeln. Ich verstehe das. Es gibt uns Kontrolle und damit auch Sicherheit.


Aber was wäre denn, wenn wir jedem Menschen eine eigene Schublade geben würden? Ein „so fühle ich bei ihm“. Punkt. Wenn wir aufhören würden zu vergleichen und uns viel mehr darauf konzentrieren würden, ob uns das gerade gut tut. Ob er uns gut tut. Dass wir die neuen Gefühle und Emotionen einfach annehmen.


Denn Liebe hat keine Spielregeln oder ein Schema. Liebe ist auch nicht kategorisierbar. Lassen wir die Liebe doch einfach die Liebe sein. Keine zig anderen Bezeichnungen. Einfach Liebe. Kein „ich liebe dich wie man eine Schwester liebt oder einen Freund liebt oder oder“. Einfach „ja ich liebe dich“. 


  • es gibt ganz viele „Kapitel-Lieben“

Was wäre, wenn viele Menschen „die Richtigen“ sind. Die richtigen für ein bestimmtes Kapitel. Für einen bestimmten Teil unseres Weges. Wegbegleiter. Auch wenn ich immer predige, dass die äußeren Umstände immer änderbar sind ist es dennoch oft so, dass manche Menschen gerade zu unseren Umständen passen und manche eben nicht. Ob das jetzt Schicksal ist oder „so soll es eben gerade sein“ spielt dabei eigentlich keine Rolle. Manche Menschen sind eben für eine bestimmte Zeit in unserem Leben und dazu bestimmt einen gewissen Abschnitt unseres Weges mit uns zu gehen. 


Klingt jetzt alles etwas befremdlich oder? Aber grundsätzlich würde uns all das befreien. Die Erwartungen, die festen Vorstellungen, die Schubladen … all das wäre weg. Wir wären frei für alle Gefühle und alle Menschen die unseren Weg kreuzen und ihn mit uns gehen.


Ich möchte für mich frei lieben. Ich möchte alles fühlen und mit jedem Menschen meine eigene Liebe entstehen lassen. Denn am Ende des Tages zählt doch nur, glücklich sein und sich gegenseitig gut tun. 

Wer hier schreibt?

Ich – Ronja Amelie.

Mama, Mentorin, Freigeist. Ich schreibe hier ehrlich, direkt und mitten aus dem Leben. Über das Frau-Sein, das Mutter-Sein, das Ich-Sein – und über all die verrückten, wundervollen und manchmal schmerzhaften Zwischenräume dazwischen.

Mehr über mich erfährst du hier

Schon gelesen?

Weitere Artikel

Queer, Hände, LGBT
von Ronja Amelie Reichmacher 30. Mai 2025
Mein Weg raus aus gesellschaftlichen Labels wie Polyamorie, Bisexualität und Demisexualität. Warum ich mich nicht länger in starre Schubladen pressen lasse, was es wirklich bedeutet, sich selbst zu entdecken – und wie befreiend es ist, einfach nur man selbst zu sein.
Frau am Strand, meditiert, Yoga, glücklich, friedlich
von Ronja Amelie Reichmacher 27. Mai 2025
Raus aus dem „Zu-wenig“ – rein in dein „Mehr“.
Frau schaut verträumt in den Spiegel
von Ronja Amelie Reichmacher 23. Mai 2025
Ein ehrlicher Einblick in das Leben als Gefühlsmensch: Zwischen Intuition, emotionaler Tiefe und innerem Chaos. Warum Herzentscheidungen befreiend – aber auch herausfordernd sein können. Ein Blog über Mut, Selbstwahrnehmung und ein Leben jenseits der Ratio.